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Jahresbericht
Editorial
Jahresrückblick
Nachhaltigkeit
Finanzbericht
Lagebericht
Jahres­rechnung Swiss GAAP FER
Erfolgsrechnung
Bilanz
Geldflussrechnung
Entwicklung des Eigenkapitals
Anhang
Bericht des Wirtschaftsprüfers
Statutarische Jahresrechnung
Erfolgsrechnung
Bilanz
Geldflussrechnung
Anhang
Antrag über die Verwendung des Bilanzgewinns
Bericht der Revisionsstelle
Corporate Governance
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Jahresbericht
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Jahres­rechnung Swiss GAAP FER
Erfolgsrechnung
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Geldflussrechnung
Entwicklung des Eigenkapitals
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Statutarische Jahresrechnung
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Antrag über die Verwendung des Bilanzgewinns
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Finanzbericht

Lagebericht

Der vorliegende Lagebericht deckt sowohl die Anforderungen gemäss Art. 961c OR im Zusammenhang mit der statutarischen Jahresrechnung als auch die Vorgaben zum «Jahresbericht» betreffend die Jahresrechnung in Übereinstimmung mit Swiss GAAP FER ab (Swiss GAAP FER Rahmenkonzept, Ziffern 7 und 34).

Regulatorisches Geschäftsmodell

Gesetzliches und regulatorisches Umfeld

Die Wertschöpfungskette der Stromwirtschaft teilt sich vereinfacht dargestellt in die Bereiche Produktion, Übertragung, Verteilung und Verbrauch auf. Swissgrid verantwortet als Eigentümerin und Betreiberin des Schweizer Höchstspannungsnetzes die Stromübertragung.

Im Bereich der Stromübertragung liegt aufgrund der hohen Investitionen für den Bau des Übertragungsnetzes, der steigenden Skalenerträge (angesichts sinkender Grenzkosten) sowie der hohen irreversiblen Kosten ein natürliches Monopol vor. Dieses hat der Gesetzgeber durch das Stromversorgungsgesetz (StromVG) und die Stromversorgungsverordnung (StromVV) zu einem rechtlichen Monopol ausgestaltet.

Die Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom überwacht die Einhaltung von StromVG und StromVV. Die ElCom ist die unabhängige staatliche Regulierungsbehörde im Elektrizitätsbereich. Sie kann bei Bedarf Verfügungen erlassen, gegen die der Rechtsweg ans Bundesverwaltungsgericht mit Weiterzugsmöglichkeit ans Bundesgericht offensteht.

Swissgrid ist in einem stark regulierten Umfeld tätig. Dies ist eine Folge des öffentlichen Interesses an einer schweizweit sicheren Stromversorgung. Daraus resultieren die Gesetzgebung sowie die Überwachung durch den Regulator.

Geschäftstätigkeit

Swissgrid verantwortet als nationale Netzgesellschaft den diskriminierungsfreien, zuverlässigen und leistungsfähigen Betrieb des Übertragungsnetzes sowie dessen umweltverträglichen und effizienten Unterhalt. Zu den wichtigsten Aufgaben von Swissgrid zählen auch die Erneuerung und der bedarfsgerechte Ausbau des Höchstspannungsnetzes.

Swissgrid erbringt im Zusammenhang mit dem europäischen und dem schweizerischen Verbundbetrieb weitere Dienstleistungen wie zum Beispiel das Bilanzgruppen- und Engpassmanagement oder die Systemdienstleistungen (SDL). Dabei wahrt Swissgrid die Interessen der Schweiz und leistet einen wichtigen Beitrag für eine sichere Stromversorgung der Schweiz.

Cost-Plus-Regulierung

Swissgrid entstehen aufgrund ihres gesetzlichen Auftrags und ihrer Geschäftstätigkeit Kosten, die in Form von Tarifeinnahmen auf die tieferliegenden Netzebenen und die Endverbraucher überwälzt werden können. Dies ist dann der Fall, wenn der Regulator die Kosten als tariflich anrechenbar qualifiziert. Die ElCom hat das Recht, die tarifliche Anrechenbarkeit der Kosten von Swissgrid im Nachhinein (ex post) zu prüfen.

Als anrechenbare Kosten gelten die Betriebs- und Kapitalkosten eines sicheren, leistungsfähigen und effizienten Netzes. Die anrechenbaren Kosten beinhalten zudem einen angemessenen Betriebsgewinn. Aus diesen Gründen wird die Regulierung auch «Cost Plus» genannt: «Cost» steht für das Kostendeckungsprinzip, und «Plus» steht für den Betriebsgewinn.

Anrechenbare Betriebs- und Kapitalkosten

Zu den anrechenbaren Betriebskosten zählen die mit dem Betrieb direkt zusammenhängenden Leistungen, wie die Kosten für den Netzunterhalt, die Aufwände für die Erbringung von Systemdienstleistungen, der Personalaufwand, Kosten für Material sowie Fremdleistungen und direkte Steuern.

Die anrechenbaren Kapitalkosten setzen sich aus den Abschreibungen und den kalkulatorischen Zinsen zusammen. Die Höhe der kalkulatorischen Zinsen hängt direkt von der Höhe der für den Betrieb des Netzes notwendigen Vermögenswerte (BNV) und des anzuwendenden regulatorischen Zinssatzes (WACCt+0) ab. WACCt+0 bedeutet, dass für das jeweils aktuelle Geschäftsjahr auch der für dieses Jahr festgelegte WACC zur Anwendung gelangt.

Zum BNV gehören insbesondere Übertragungsnetzanlagen (inklusive Anlagen im Bau), immaterielle Anlagen sowie das auf Monatsbasis ermittelte Nettoumlaufvermögen.

Deckungsdifferenzen

Swissgrid kalkuliert die notwendigen Tarifeinnahmen aufgrund von Plankosten (Betriebs- und Kapitalkosten) ex ante. Durch Mengen- und Preisabweichungen zwischen dem «Ist» eines Jahres und dem «Plan» für dasselbe Jahr ergeben sich regelmässig Differenzen zwischen den Ist-Kosten und den Ist-Erlösen eines Jahres. Diese Differenzen werden Deckungsdifferenzen genannt und sind über die Folgejahre abzubauen. Übersteigen die effektiven Kosten die Tarifeinnahmen desselben Jahres, entsteht eine Unterdeckung. Diese Unterdeckung kann über die Folgejahre tariferhöhend abgebaut werden.

Übersteigen hingegen die Tarifeinnahmen die effektiven Kosten desselben Jahres, entsteht eine Überdeckung, die tarifsenkend über die Folgejahre abgebaut werden muss.

Deckungsdifferenzen werden ebenfalls mit dem WACC verzinst und beeinflussen die Kapitalkosten. Anders als das BNV werden die Deckungsdifferenzen zum WACCt+2 verzinst. Unterdeckungen erhöhen, Überdeckungen reduzieren die Kapitalkosten.

Gewinnregulierung

Der EBI (Ergebnis vor Zinsen) des regulierten Geschäftsbereichs von Swissgrid ergibt sich aus der Multiplikation der betriebsnotwendigen Vermögenswerte (BNV) mit dem Kapitalkostensatz WACCt+0 und der Verzinsung der Deckungsdifferenzen mit dem Kapitalkostensatz WACCt+2. Aus dem nicht regulierten Geschäftsbereich von Swissgrid können weitere Gewinne anfallen.

Aus dem EBI müssen die Kapitalgeber von Swissgrid über die Verzinsung des Fremdkapitals sowie aus der Rendite auf das Eigenkapital (Dividende und/oder Gewinnthesaurierung) entschädigt werden. Aus der Cost-Plus-Regulierung resultiert somit eine Rendite in der Höhe der anzuwendenden Kapitalkostensätze.

Kalkulatorischer Kapitalkostensatz (WACC)

Der WACC ist ein auf Basis der Stromversorgungsgesetzgebung jährlich festgelegter kalkulatorischer Zinssatz. Dieser findet für alle Netzbetreiber gleichermassen Anwendung.

Der WACC errechnet sich methodisch unter Berücksichtigung der aktuellen Best Practice des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). Die Methodik wurde eigens für die spezifische Regulierung der Stromnetzbetreiber entwickelt und soll die Investitionssicherheit für die Stromnetzbetreiber gewährleisten. Betreffend die Finanzierungsstruktur liegen der Berechnung des WACC ein Eigenkapitalanteil von 40 Prozent und ein Fremdkapitalanteil von 60 Prozent zugrunde. Für die einzelnen Kapitalkostenparameter gelangen spezifische Grenzwerte zur Anwendung.

Der WACC repräsentiert einen kalkulatorischen Zinssatz für die Strombranche. Deshalb fliessen nicht die tatsächlichen Kapitalkosten von Swissgrid in die Tarifkalkulation ein. Das heisst im Umkehrschluss, dass es in der Verantwortung von Swissgrid liegt, wie sich die über die Tarife eingenommenen kalkulatorischen Zinsen auf die Eigen- und die Fremdkapitalgeber verteilen.

Geschäftsverlauf
(Werte gemäss Swiss GAAP FER)

Beschaffungsaufwand

Mit CHF 417,5 Mio. liegt der Beschaffungsaufwand um CHF 189,0 Mio. über dem Vorjahreswert von CHF 228,5 Mio. Verantwortlich für diese Zunahme sind vorwiegend höhere Kosten von CHF 161,4 Mio. für die Regelleistungsvorhaltung und für SDL-Energie im Segment Allgemeine Systemdienstleistungen sowie höhere Beschaffungskosten für Wirkverluste von CHF 23,3 Mio. Die Erhöhung dieser Kosten ist primär auf die steigenden Strompreise im zweiten Halbjahr 2021 zurückzuführen. Im Segment Netznutzung haben sich die Nachvergütungen an ehemalige Übertragungsnetzeigentümer gegenüber dem Vorjahr um CHF 24,6 Mio. erhöht. Demgegenüber haben sich im Vergleich zum Vorjahr der Aufwand für Nationalen Redispatch im Segment Netznutzung sowie die Kosten für Netzverstärkungen im Segment Allgemeine Systemdienstleistungen um CHF 13,4 Mio. beziehungsweise CHF 5,4 Mio. reduziert.

Betriebsaufwand und Abschreibungen

Der Betriebsaufwand liegt mit CHF 228,4 Mio. um CHF 3,6 Mio. über dem Vorjahreswert von CHF 224,8 Mio.

Die Kosten für Material und Fremdleistungen sind unverändert gegenüber dem Vorjahr und betragen CHF 94,5 Mio. Im Geschäftsjahr 2021 haben sich die Entschädigungen für Dienstbarkeiten inklusive von Dritten erbrachte Leistungen für das Dienstbarkeitsmanagement im Netzbereich gegenüber dem Vorjahr um CHF 7,8 Mio. reduziert. Demgegenüber haben die Projekt-, Beratungs- und Sachleistungen aufgrund der Umsetzung der Massnahmen aus der Strategie 2022 gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Die Umsetzung der Strategie 2022 beinhaltet Massnahmen für eine sichere Stromversorgung sowie eine Erhöhung der Sicherheit für Menschen, Anlagen und Umwelt. Aus demselben Grund hat der Personalaufwand gegenüber dem Vorjahr um CHF 4,4 Mio. zugenommen. Die Anzahl Vollzeitstellen im Jahresdurchschnitt 2021 betragen 582,4 FTE (Vorjahr 540,4 FTE).   

Die planmässigen Abschreibungen auf Sachanlagen und immateriellen Anlagen betragen im Geschäftsjahr CHF 179,0 Mio. und haben gegenüber dem Vorjahr aufgrund des gestiegenen Anlagevermögens um CHF 24,2 Mio. zugenommen.

Umsatz und Deckungsdifferenzen

Im Geschäftsjahr 2021 beträgt der Nettoumsatz über alle Segmente CHF 715,1 Mio. und hat gegenüber dem Vorjahreswert von CHF 588,2 Mio. um CHF 126,9 Mio. zugenommen.

Verantwortlich für den Umsatzanstieg sind vorwiegend höhere Tariferträge von CHF 65,3 Mio. sowie höhere Auktionserlöse zur Reduktion der anrechenbaren Netzkosten von CHF 61,1 Mio. im Segment Netznutzung. Weiter wurden im Segment Allgemeine Systemdienstleistungen höhere Erträge aus Bilanzgruppen-Ausgleichsenergie von CHF 28,9 Mio. erzielt. Demgegenüber haben sich im Segment Wirkverluste die Tariferträge um CHF 29,0 Mio. reduziert.

Im Geschäftsjahr 2021 resultierten aus der operativen Geschäftstätigkeit Netto-Unterdeckungen (kumulierte Überdeckungen abzüglich kumulierte Unterdeckungen) in der Höhe von CHF 279,7 Mio. (Vorjahr CHF 107,9 Mio.). Insbesondere in den Segmenten Netznutzung und Allgemeine Systemdienstleistungen resultierten aufgrund der höheren Beschaffungsaufwände Unterdeckungen von CHF 122,6 Mio. respektive CHF 150,6 Mio.

Per 31. Dezember 2021 besteht daher eine Netto-Unterdeckung von CHF 326,3 Mio. (Vorjahr CHF 55,1 Mio.).

EBIT, Finanz- und Unternehmensergebnis

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) aus den StromVG-Aktivitäten entspricht der Verzinsung des für den Netzbetrieb notwendigen Vermögens mit dem Kapitalkostensatz WACC des aktuellen Berichtsjahrs (= WACCt+0), der Verzinsung der Deckungsdifferenzen mit dem Kapitalkostensatz WACCt+2 zuzüglich der Steuern. Die für das Geschäftsjahr 2021 massgebenden und vom Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) festgelegten Kapitalkostensätze 2021 (WACCt+0) und 2023 (und WACCt+2) betragen unverändert zum Vorjahr 3,83%. Der EBIT 2021 beträgt CHF 204,3 Mio. und liegt CHF 87,6 Mio. über dem Vorjahreswert von CHF 116,7 Mio.  Der Anstieg im EBIT ist insbesondere auf regulatorische Effekte aus der finalen Entschädigung der Netzübernahme zurückzuführen. Durch die aus der Netzübernahme resultierenden, zu entschädigenden Zinsen für die Vorjahre im Umfang von CHF 30,3 Mio. hat sich der Finanzaufwand auf CHF 53,5 Mio. erhöht (Vorjahr CHF 26,0 Mio.). Das Unternehmensergebnis 2021 beträgt CHF 106,2 Mio. und liegt über dem Vorjahresergebnis von CHF 75,7 Mio.

Bilanz und Geldflussrechnung

Die Bilanzsumme (ohne treuhänderisch geführte Positionen) hat sich im Vorjahresvergleich um CHF 449,5 Mio. auf CHF 3,522 Mia. erhöht. Die absolute Eigenkapitalbasis konnte durch das positive Unternehmensergebnis abzüglich der ausgerichteten Dividende erneut gestärkt werden. Die um die treuhänderisch gehaltenen Positionen bereinigte und die Deckungsdifferenzen netto berücksichtigende Eigenkapitalquote liegt per 31. Dezember 2021 bei 35,7% gegenüber 39,1% per 31. Dezember 2020. Die Abnahme der Eigenkapitalquote ist auf die höhere Bilanzsumme und auf vorgezogene Refinanzierungen zur Deckung des Liquiditätsbedarfs zu Beginn des Jahres 2022 zurückzuführen.

Der Geldfluss aus Geschäftstätigkeit 2021 weist mit CHF 172,2 Mio. gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme von CHF 34,3 Mio. auf. Die Zunahme ist auf höhere Netto-Mittelzuflüsse aus den operativen Tätigkeiten zurückzuführen.

Der Geldfluss aus Investitionstätigkeit des Berichtsjahrs beträgt CHF 203,9 Mio. und liegt CHF 59,0 Mio. über dem Vorjahreswert. Zurückzuführen ist dies auf höhere Netto-Investitionen für Sachanlagen und immaterielle Anlagen. Trotz der anhaltenden Corona-Pandemie ist es Swissgrid gelungen, wichtige Fortschritte bei den Netzbauprojekten aus dem «Strategischen Netz 2025» zu erzielen (unter anderem die Projekte «Chamoson – Chippis» und «Pradella – La Punt») und damit das Investitionsniveau zu erhöhen.

Der Geldfluss aus Finanzierungstätigkeit 2021 beträgt CHF 104,2 Mio. (Vorjahr CHF –22,0 Mio.). Verantwortlich dafür sind die im Jahr 2021 durchgeführten Refinanzierungen mittels dreier Anleihen in der Gesamthöhe von CHF 360 Mio.

Risikobeurteilung

Das Risk Management ist für Swissgrid integraler Bestandteil einer umsichtigen und effektiven Unternehmensführung. Das Risk Management umfasst die gesamte Organisation ohne ihre Tochtergesellschaften und Beteiligungen. Es richtet sich nach den etablierten Standards ISO 31000 und COSO ERM.

Das Risk Management bei Swissgrid erfüllt die Anforderungen an die Corporate Governance sowie an die Schweizer Gesetze.

Ziele

Das Risk Management unterstützt die Führungskräfte auf allen Stufen im bewussten Umgang mit Risiken. Dazu gehören eine zweckmässige und transparente Berichterstattung sowie die Führung eines Risk-Management-Systems. Swissgrid pflegt den bewussten Umgang mit Risiken auf allen Ebenen des Unternehmens.

Organisation

Der Verwaltungsrat hat die Anforderungen an die Governance im Bereich Risk Management definiert und die Umsetzung an den CEO delegiert. Der Leiter Enterprise Risk Management führt den Risk-Management-Prozess, stellt die Methoden zur Verfügung und berät die operativen Einheiten bei der Risikosteuerung.

Prozess

Das Risk Assessment findet zweimal im Jahr statt. In einem mehrstufigen Prozess werden die wesentlichen Risiken identifiziert und beurteilt. Dieser Prozess beinhaltet die Bewertung der Risiken nach Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmass sowie die Definition der Strategien im Umgang mit Risiken.

Die Überwachung der Risiken, einschliesslich Wirksamkeit und Umsetzungsgrad der getroffenen Massnahmen, erfolgt durch regelmässige Risk Updates. Die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat erhalten die Ergebnisse aus den Risk Assessments und den Risk Updates in Form eines standardisierten Reportings.

Risikosituation

Die Corona-Pandemie ist nicht nur ein Risiko für die Gesundheit der Mitarbeitenden, sondern auch für den Betrieb des Übertragungssystems. Ein Risikotreiber ist der Ausfall von Mitarbeitenden in kritischen Funktionen. Swissgrid hat daher frühzeitig Massnahmen getroffen, um diese Mitarbeitenden besonders zu schützen und mögliche Ausfälle auszugleichen.

Neben den neuen Risiken aus der Pandemie bleiben die bestehenden Risiken für Swissgrid weiterhin relevant. Die Treiber für diese Risiken sind Natureinflüsse, das nationale und internationale politische und regulatorische Umfeld sowie menschliche und technische Aspekte. Die Digitalisierung ermöglicht einen effizienteren Betrieb des Übertragungsnetzes, birgt aber auch Risiken für dessen Netz- und Systemsicherheit und damit für die Versorgungssicherheit, weil die Abhängigkeit von Systemen zunimmt.

Die wesentlichen Risikofaktoren sind:

Europäisches und regulatorisches Umfeld

Die Rolle von Swissgrid bleibt auf nationaler sowie auf internationaler Ebene herausfordernd. Nach Abbruch der Verhandlungen zu einem Rahmenabkommen ist der Abschluss eines Stromabkommens in nützlicher Frist nicht zu erwarten. Daher wird das Schweizer Stromsystem zunehmend von wichtigen relevanten Prozessen für die Netzsicherheit in Europa ausgeschlossen. Dies führt zu höheren ungeplanten Stromflüssen über das Schweizer Netz und gefährdet mittelfristig die Systemstabilität und die Importfähigkeit. Darüber hinaus besteht die Gefahr eines Ausschlusses aus den europäischen Regelenergiekooperationen sowie aus ENTSO-E. Swissgrid entwickelt technische Lösungen und verhandelt privatrechtliche Verträge mit anderen Übertragungsnetzbetreibern zur Sicherstellung der Netzstabilität, ist aber hierbei auf Unterstützung seitens der Politik angewiesen. Der Erfolg ist nicht gesichert, weil es politische Aspekte zu lösen gibt, die ausserhalb des Einflussbereiches von Swissgrid liegen. Privatrechtliche Vereinbarungen unter Übertragungsnetzbetreibern stellen langfristig keinen adäquaten Ersatz für ein Stromabkommen dar.

Versorgungssicherheit

Ein grossflächiger Versorgungsausfall würde zu enormen volkswirtschaftlichen Schäden führen. Daher muss Swissgrid das Übertragungsnetz jederzeit für die Stromversorgung verfügbar halten. Wichtige Voraussetzungen dafür sind eine intakte Netzinfrastruktur sowie die Verfügbarkeit von IT- und Kommunikationssystemen. Diese Voraussetzungen können unter anderem durch technische Probleme, Naturkatastrophen, Fehlmanipulationen und kriminelle Handlungen gefährdet werden. Swissgrid reduziert diese Risiken unter anderem durch Redundanzen und durch standardisierte Prozesse zur Behebung von Störungen an Netzanlagen und im Systembetrieb. Eine angemessene Aus- und Weiterbildung des Personals stellt sicher, dass die Mitarbeitenden situationsgerecht reagieren.

Im Jahr 2021 gab es mehrere herausfordernde Situationen im europäischen Stromsystem, die bei ungünstigem Ausgang zu grossflächigen Versorgungsausfällen hätten führen können. Swissgrid hat im Rahmen der Kooperation innerhalb ENTSO-E in ihrer Rolle als Coordination Center South gemeinsam mit den anderen europäischen Übertragungsnetzbetreibern die Ereignisse untersucht und Massnahmen abgeleitet, um solche Situationen möglichst zu vermeiden bzw. besser bewältigen zu können.

Eine weitere Voraussetzung für die Versorgungssicherheit ist die Verfügbarkeit von Regel- und Redispatchleistung, um kurzfristige Abweichungen zwischen Produktion oder Verbrauch ausgleichen zu können bzw. Netzengpässe zu beherrschen. Deswegen optimiert Swissgrid den Schweizer Markt für Systemdienstleistungen fortlaufend und kooperiert für die Erhöhung der Marktliquidität mit den Übertragungsnetzbetreibern der Nachbarländer.

Gegen physische Angriffe trifft Swissgrid Vorkehrungen, um ihre Infrastruktur zu schützen. Dies beinhaltet die Sicherung der Gebäude und Anlagen sowie die Steuerung und Überwachung der Zutritte.

Die Bedrohung durch Cyber-Attacken steigt kontinuierlich. Gründe dafür sind die Dynamik der technischen Veränderungen, die auch von potenziellen Angreifern genutzt wird, die zahlreichen Angriffsmöglichkeiten sowie die zunehmende unternehmensübergreifende Vernetzung von Systemen. Zur Reduktion dieses Risikos baut Swissgrid ihre Prozesse und Systeme für die frühzeitige Erkennung und die Abwehr von Cyber-Bedrohungen kontinuierlich aus.

Für den Extremfall, dass Infrastrukturen oder Systeme dauerhaft ausfallen oder die Regelfähigkeit des Netzes nicht mehr gegeben ist, hält Swissgrid Notfallprozeduren bereit.

Netzkapazität

Wichtige Arbeiten zum «Strategischen Netz 2025» bleiben geprägt von langwierigen Bewilligungsverfahren sowie zahlreichen Einsprachen. Dies erschwert die Beseitigung von Netzengpässen. Was die Bewilligungsverfahren betrifft, setzt Swissgrid auf einen Dialog vor allem mit den Anwohnern. Da aber die Akzeptanz von Freileitungen weiter abnimmt, muss Swissgrid trotzdem mit Einsprachen und entsprechend verzögerten Bewilligungsverfahren rechnen.

Ein weiteres Risiko für die Netzkapazität besteht in der fortschreitenden Alterung bestehender Komponenten. Swissgrid erfasst daher systematisch den Zustand der Anlagen und priorisiert entsprechend die Erneuerungsmassnahmen.

Personensicherheit

Der Betrieb und der Unterhalt der Höchstspannungsinfrastruktur von Swissgrid bergen Risiken für die Personensicherheit. Personen können sich beim Verrichten der Arbeit schwer verletzen. Um dieses Risiko so weit wie möglich zu minimieren, identifiziert Swissgrid systematisch die vorhandenen Gefahren, trifft zielgerechte Schutzmassnahmen, schult eigene Mitarbeitende und instruiert Mitarbeitende von Dienstleistern, damit sie Gefahren auf den Anlagen erkennen und entsprechend agieren. Systematische Kontrollen auf den Baustellen tragen dazu bei, dass die Sicherheitsvorkehrungen auf den Baustellen eingehalten werden.

Finanzielle Risiken

Swissgrid ist durch ihre Tätigkeit verschiedenen finanziellen Risiken ausgesetzt. Dazu gehören Liquiditäts-, Fremdwährungs-, Zins- und Gegenparteirisiken.

Die Liquidität ist jederzeit sichergestellt. Dies geschieht über eine laufende Planung, die Überwachung des Mittelbedarfs, die Vorhaltung einer Mindestliquidität sowie von kommittierten Bankkreditlinien.

Das Fremdwährungsrisiko wird durch natürliche Absicherungen und durch Devisentermingeschäfte gemindert. Die Absicherungsstrategie wird periodisch geprüft und bei Bedarf angepasst.

Durch die Staffelung der Laufzeiten und einen ausgewogenen Finanzierungsmix reduziert sich das Risiko von Zinsänderungen. Es können derivative Finanzinstrumente zur weiteren Mitigation eingesetzt werden.

Finanzielle Gegenparteien werden fortlaufend überprüft und mit individuellen Grenzwerten ausgestattet und überwacht. Operative Gegenparteirisiken werden regelmässig überwacht.

Zukunftsaussichten

Strategischer Ausblick

Die Stromwirtschaft befindet sich im Umbruch. Der Wegfall zuverlässig planbarer und die Zunahme dezentraler Stromproduktion führen zu neuen Anforderungen für den Betrieb des Übertragungsnetzes. Im immer komplexeren Umfeld unterstützen intelligente Technologien, beispielsweise zur Optimierung der Prognosen im Netzbetrieb oder um kleine und flexible Energieressourcen ins Energiesystem einzubinden und für die Stabilisierung der Netze zu nutzen. Die Veränderungen in der Stromproduktion bedürfen auch einer Anpassung der Netzinfrastruktur, damit die Netzbetreiber die Versorgungssicherheit in Zukunft gewährleisten können. Gleichzeitig verändern die EU und die Schweiz die politischen und regulatorischen Vorgaben für die Strombranche. Die EU verfolgt das Ziel, die Energiewirtschaft zu dekarbonisieren und einen europäischen Strombinnenmarkt zu schaffen. Von diesen Entwicklungen ist die Schweiz als Teil des europäischen Verbundnetzes unmittelbar betroffen.

Um diesen Veränderungen und Trends begegnen zu können, hat Swissgrid 2018 die Strategie 2022 lanciert, die sich nun im letzten Jahr ihrer Umsetzung befindet. Mit der Strategie werden folgende langfristige Unternehmensziele erreicht: eine hohe Sicherheit der Mitarbeitenden und der Anlagen, ein jederzeit stabiles und verfügbares Übertragungsnetz, die Optimierung des Netzes durch technisch innovative, bauliche und marktbasierte Massnahmen sowie eine effiziente und effektive Geschäftstätigkeit.

Bei Swissgrid gilt: Safety first. Zur Stärkung der Sicherheit im Unternehmen wurde die Safety Culture Ladder eingeführt, eine Bewertungsmethode, mit der das allgemeine Sicherheitsbewusstsein gemessen wird. 2022 strebt Swissgrid die Zertifizierung an. Des Weiteren führt das Unternehmen Projekte fort, um den physischen Schutz und die Cyber-Sicherheit zu stärken. Gleichzeitig werden die Vorgaben des revidierten Datenschutzgesetzes umgesetzt.

Um auch zukünftig eine hohe Versorgungssicherheit zu gewährleisten, engagiert sich Swissgrid für eine weiterhin enge Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern. Ziel ist es, den Ausschluss von Swissgrid aus wichtigen europäischen Plattformen und Gremien aufgrund des fehlenden Stromabkommens zu verhindern oder mindestens zu verzögern. Im Fokus stehen 2022 zudem Massnahmen in den Bereichen Business Continuity Management und Disaster Recovery. Für das Notkommunikationsnetz werden im nächsten Jahr mehrere Richtfunkverbindungen realisiert.

Zur Optimierung des bestehenden und des zukünftigen Netzes führt Swissgrid unter anderem die im Jahr 2018 beschlossene Weiterentwicklung der Anlagenbewirtschaftung konsequent fort. Ziel ist es, die Investitionen in die Infrastruktur zu erhöhen. Zwei für die Versorgungssicherheit wichtige Projekte stehen vor der Inbetriebnahme: Die Leitung zwischen Chamoson und Chippis und der Anschluss an das Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance. Damit kann die Produktion aus Walliser Wasserkraft in die Verbrauchszentren im Mittelland transportiert werden. Um Effizienz und Effektivität in deren Bewirtschaftung zu steigern, fördert Swissgrid zudem verschiedene Digitalisierungsinitiativen. Im nächsten Jahr startet Swissgrid zudem mit der Planung des Strategischen Netzes 2040 auf Basis des im Herbst 2021 veröffentlichten Szenariorahmens Schweiz.

Effizienz und Effektivität sollen nicht nur in der Bewirtschaftung des Netzes, sondern im gesamten Unternehmen erhöht werden. Dafür wird unter anderem das Enterprise-Resource-Planning-System mit einer intelligenten, integrierten End-to-end-Lösung erneuert. 2022 wird die Umsetzung des Projekts fortgeführt.

Im nächsten Jahr wird Swissgrid die Erarbeitung der Strategie 2027 abschliessen und diese im Herbst veröffentlichen. Einen Fokus bildet dabei auch die Nachhaltigkeit im Unternehmen. 2022 werden die Vision und die zukünftige Strategie im Bereich Corporate Social and Environmental Responsibility im Rahmen der Unternehmensstrategie 2027 erarbeitet.

Forschung und Entwicklung

Damit Swissgrid ihre Aufgaben auch in Zukunft sicher und kostengünstig erfüllen kann, kooperiert Swissgrid mit nationalen und internationalen Forschungsinstitutionen. Das Projektportfolio ist auf die strategischen Ziele ausgerichtet und setzt sich aus internen Aktivitäten und aus Projekten zusammen, die in Zusammenarbeit mit Hochschulen und anderen Schweizer Partnern durchgeführt werden.

Finanzieller Ausblick

Netzinvestitionen

Mit Blick auf eine nachhaltige Energiezukunft und die im Bericht «Strategisches Netz 2025» vorgesehenen Massnahmen ist weiterhin mit einem hohen Investitionsbedarf zu rechnen. Nach wie vor stellen die Genehmigungen von neuen oder umzubauende Leitungen eine grosse Herausforderung dar. Daher wird in der finanziellen Planung eine geringere Realisierungswahrscheinlichkeit angesetzt, um den zeitlichen Verzögerungen entsprechend Rechnung zu tragen. Entsprechend wird im mittelfristigen Planungshorizont von Netzinvestitionen in der Höhe von ca. CHF 175 Mio. bis CHF 275 Mio. jährlich ausgegangen.

Betriebskosten

Swissgrid setzt ihre im Frühjahr 2018 kommunizierte Strategie 2022 weiter um. Darin enthalten sind Effizienzsteigerungen wie auch Massnahmen für eine sichere Stromversorgung sowie eine Erhöhung der Sicherheit für Menschen, Anlagen und Umwelt. Die Umsetzung dieser Massnahmen bewirkt einen Anstieg der Betriebskosten.

EBIT und Unternehmensergebnis

Der EBIT ist entsprechend dem regulatorischen Geschäftsmodell direkt von der Höhe des betriebsnotwendigen Vermögens (BNV) sowie des WACC abhängig. Der vom Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) kommunizierte WACC für das Jahr 2022 bleibt mit 3,83% unverändert zum Vorjahr. Aufgrund von einmaligen, regulatorischen Effekten aus der 2021 stattgefundenen finalen Entschädigung der Netzübernahme wird 2022 ein tieferer EBIT bzw. ein tieferes Unternehmensergebnis erwartet.

In Übereinstimmung mit der durch den Verwaltungsrat genehmigten Dividendenpolitik werden die erwirtschafteten Gewinne in Abhängigkeit von der erreichten Eigenkapitalquote und der Finanzierungssituation langfristig anteilig thesauriert. Dadurch wird die langfristig stabile Finanzierung von Swissgrid sichergestellt.