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Jahresbericht
Editorial
Jahresrückblick
Strategie 2027
Finanzbericht
Lagebericht
Jahres­rechnung Swiss GAAP FER
Erfolgsrechnung
Bilanz
Geldflussrechnung
Entwicklung des Eigenkapitals
Anhang
Bericht des Wirtschaftsprüfers
Statutarische Jahresrechnung
Erfolgsrechnung
Bilanz
Geldflussrechnung
Anhang
Antrag über die Verwendung des Bilanzgewinns
Bericht der Revisionsstelle
Corporate Governance
Nachhaltigkeit
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Strategie 2027
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Jahres­rechnung Swiss GAAP FER
Erfolgsrechnung
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Geldflussrechnung
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Statutarische Jahresrechnung
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Antrag über die Verwendung des Bilanzgewinns
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Finanzbericht

Lagebericht

Der vorliegende Lagebericht deckt sowohl die Anforderungen gemäss Art. 961c OR im Zusammenhang mit der statutarischen Jahresrechnung als auch die Vorgaben zum «Jahresbericht» betreffend die Jahresrechnung in Übereinstimmung mit Swiss GAAP FER ab (Swiss GAAP FER Rahmenkonzept, Ziffern 7 und 34).

Regulatorisches Geschäftsmodell

Gesetzliches und regulatorisches Umfeld

Die Wertschöpfungskette der Stromwirtschaft teilt sich vereinfacht dargestellt in die Bereiche Produktion, Übertragung, Verteilung und Verbrauch auf. Swissgrid verantwortet als Eigentümerin und Betreiberin des Schweizer Höchstspannungsnetzes die Stromübertragung.

Im Bereich der Stromübertragung liegt aufgrund der hohen Investitionen für den Bau des Übertragungsnetzes, der steigenden Skalenerträge (angesichts sinkender Grenzkosten) sowie der hohen irreversiblen Kosten ein natürliches Monopol vor. Dieses hat der Gesetzgeber durch das Stromversorgungsgesetz (StromVG) und die Stromversorgungsverordnung (StromVV) zu einem rechtlichen Monopol ausgestaltet.  Zur Stärkung der Stromversorgung in der Schweiz wurde im Februar 2023 zusätzlich die Winterreserveverordnung (WResV) in Kraft gesetzt.

Die Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom überwacht die Einhaltung von StromVG und StromVV bzw. WResV. Die ElCom ist die unabhängige staatliche Regulierungsbehörde im Elektrizitätsbereich. Sie kann bei Bedarf Verfügungen erlassen, gegen die der Rechtsweg ans Bundesverwaltungsgericht mit Weiterzugsmöglichkeit ans Bundesgericht offensteht.

Swissgrid ist in einem stark regulierten Umfeld tätig. Dies ist eine Folge des öffentlichen Interesses an einer schweizweit sicheren Stromversorgung. Daraus resultieren die Gesetzgebung sowie die Überwachung durch den Regulator.

Geschäftstätigkeit

Swissgrid verantwortet als nationale Netzgesellschaft den diskriminierungsfreien, zuverlässigen und leistungsfähigen Betrieb des Übertragungsnetzes sowie dessen umweltverträglichen und effizienten Unterhalt. Zu den wichtigsten Aufgaben von Swissgrid zählen auch die Erneuerung und der bedarfsgerechte Ausbau des Höchstspannungsnetzes.

Swissgrid erbringt im Zusammenhang mit dem europäischen und dem schweizerischen Verbundbetrieb weitere Dienstleistungen wie zum Beispiel das Bilanzgruppen- und Engpassmanagement oder die Systemdienstleistungen (SDL). Dabei wahrt Swissgrid die Interessen der Schweiz und leistet einen wichtigen Beitrag für eine sichere Stromversorgung der Schweiz.

Cost-Plus-Regulierung

Swissgrid entstehen aufgrund ihres gesetzlichen Auftrags und ihrer Geschäftstätigkeit Kosten, die in Form von Tarifeinnahmen auf die tieferliegenden Netzebenen und die Endverbraucher überwälzt werden können. Dies ist dann der Fall, wenn der Regulator die Kosten als tariflich anrechenbar qualifiziert. Die ElCom hat das Recht, die tarifliche Anrechenbarkeit der Kosten von Swissgrid im Nachhinein (ex post) zu prüfen.

Als anrechenbare Kosten gelten die Betriebs- und Kapitalkosten eines sicheren, leistungsfähigen und effizienten Netzes. Die anrechenbaren Kosten gemäss StromVG und StromVV beinhalten zudem einen angemessenen Betriebsgewinn. Aus diesen Gründen wird die Regulierung auch «Cost Plus» genannt: «Cost» steht für das Kostendeckungsprinzip, und «Plus» steht für den Betriebsgewinn. Für die anrechenbaren Kosten gemäss WResV gilt das Kostendeckungsprinzip.

Anrechenbare Betriebs- und Kapitalkosten

Zu den anrechenbaren Betriebskosten zählen die mit dem Betrieb direkt zusammenhängenden Leistungen, wie die Kosten für den Netzunterhalt, die Aufwände für die Erbringung von Systemdienstleistungen, der Personalaufwand, Kosten für Material sowie Fremdleistungen und direkte Steuern.

Die anrechenbaren Kapitalkosten setzen sich aus den Abschreibungen und den kalkulatorischen Zinsen zusammen. Die Höhe der kalkulatorischen Zinsen hängt direkt von der Höhe der für den Betrieb des Netzes notwendigen Vermögenswerte (BNV) und des anzuwendenden regulatorischen Zinssatzes (WACCt+0) ab. WACCt+0 bedeutet, dass für das jeweils aktuelle Geschäftsjahr auch der für dieses Jahr festgelegte WACC zur Anwendung gelangt.

Zu den BNV gehören insbesondere Übertragungsnetzanlagen (inklusive Anlagen im Bau), immaterielle Anlagen sowie das auf Monatsbasis ermittelte Nettoumlaufvermögen.

Deckungsdifferenzen

Swissgrid kalkuliert die notwendigen Tarifeinnahmen aufgrund von Plankosten (Betriebs- und Kapitalkosten) ex ante. Durch Mengen- und Preisabweichungen zwischen dem «Ist» eines Jahres und dem «Plan» für dasselbe Jahr ergeben sich regelmässig Differenzen zwischen den Ist-Kosten und den Ist-Erlösen eines Jahres. Diese Differenzen werden Deckungsdifferenzen genannt und sind über die Folgejahre abzubauen. Übersteigen die effektiven Kosten die Tarifeinnahmen desselben Jahres, entsteht eine Unterdeckung. Diese Unterdeckung kann über die Folgejahre tariferhöhend abgebaut werden.

Übersteigen hingegen die Tarifeinnahmen die effektiven Kosten desselben Jahres, entsteht eine Überdeckung, die tarifsenkend über die Folgejahre abgebaut werden muss.

Deckungsdifferenzen gemäss StromVG und StromVV werden ebenfalls mit dem WACC verzinst und beeinflussen die Kapitalkosten. Anders als die BNV werden die Deckungsdifferenzen zum WACCt+2 verzinst. Unterdeckungen erhöhen, Überdeckungen reduzieren die Kapitalkosten. Die aus der Umsetzung der vorgegebenen Massnahmen aus der WResV resultierenden Deckungsdifferenzen werden nicht verzinst.

Gewinnregulierung

Das EBI (Ergebnis vor Zinsen) des regulierten Geschäftsbereichs von Swissgrid ergibt sich aus der Multiplikation der betriebsnotwendigen Vermögenswerte mit dem Kapitalkostensatz WACCt+0 und der Verzinsung der Deckungsdifferenzen mit dem Kapitalkostensatz WACCt+2. Aus dem nicht regulierten Geschäftsbereich von Swissgrid können weitere Gewinne anfallen.

Aus dem EBI müssen die Kapitalgeber von Swissgrid über die Verzinsung des Fremdkapitals sowie aus der Rendite auf das Eigenkapital (Dividende und/oder Gewinnthesaurierung) entschädigt werden. Aus der Cost-Plus-Regulierung resultiert somit eine Rendite in der Höhe der anzuwendenden Kapitalkostensätze.

Kalkulatorischer Kapitalkostensatz (WACC)

Der WACC ist ein auf Basis der Stromversorgungsgesetzgebung jährlich festgelegter kalkulatorischer Zinssatz. Dieser findet für alle Netzbetreiber gleichermassen Anwendung.

Der WACC errechnet sich methodisch unter Berücksichtigung der aktuellen Best Practice des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). Die Methodik wurde eigens für die spezifische Regulierung der Stromnetzbetreiber entwickelt und soll die Investitionssicherheit für die Stromnetzbetreiber gewährleisten. Betreffend die Finanzierungsstruktur liegen der Berechnung des WACC ein Eigenkapitalanteil von 40 Prozent und ein Fremdkapitalanteil von 60 Prozent zugrunde. Für die einzelnen Kapitalkostenparameter gelangen spezifische Grenzwerte zur Anwendung.

Der WACC repräsentiert einen kalkulatorischen Zinssatz für die Strombranche. Deshalb fliessen nicht die tatsächlichen Kapitalkosten von Swissgrid in die Tarifkalkulation ein. Das heisst im Umkehrschluss, dass es in der Verantwortung von Swissgrid liegt, wie sich die über die Tarife eingenommenen kalkulatorischen Zinsen auf die Eigen- und die Fremdkapitalgeber verteilen.

Geschäftsverlauf
(Werte gemäss Swiss GAAP FER)

Beschaffungsaufwand

Mit CHF 866,2 Mio. liegt der Beschaffungsaufwand um CHF 448,7 Mio. über dem Vorjahreswert von CHF 417,5 Mio. Verantwortlich für diese Zunahme sind vorwiegend höhere Kosten von CHF 345,0 Mio. für die Regelleistungsvorhaltung und für SDL-Energie im Segment Allgemeine Systemdienstleistungen sowie höhere Beschaffungskosten für Wirkverluste von CHF 156,7 Mio. Die Erhöhung dieser Kosten ist primär auf die anhaltend hohen Strompreise aufgrund von geopolitischen Entwicklungen und den begrenzten Kraftwerkskapazitäten zurückzuführen. Demgegenüber haben sich die Kosten in den Segmenten Netznutzung und Blindenergie um gesamthaft CHF 47,9 Mio. reduziert. Neben tieferen Kosten für nationalen Redispatch sowie Kosten für die Beschaffung von Blindenergie, sind 2022 keine Nachvergütungen an ehemalige Übertragungsnetzeigentümer angefallen.

Betriebsaufwand und Abschreibungen

Der Betriebsaufwand liegt mit CHF 250,6 Mio. um CHF 22,2 Mio. über dem Vorjahreswert von CHF 228,4 Mio. Die Zunahme ist hauptsächlich auf die konsequente Umsetzung der Strategie 2022 und daraus resultierten höheren Kosten in den Positionen Materialaufwand und Fremdleistungen sowie Personalaufwand zurückzuführen.  Die Umsetzung der Strategie 2022 beinhaltete Massnahmen für eine sichere Stromversorgung sowie eine Erhöhung der Sicherheit für Menschen, Anlagen und Umwelt. Die Anzahl Vollzeitstellen im Jahresdurchschnitt 2022 betragen 630,9 FTE (Vorjahr 582,4 FTE). 

Die planmässigen Abschreibungen auf Sachanlagen und immateriellen Anlagen betragen im Geschäftsjahr CHF 155,7 Mio. und haben gegenüber dem Vorjahr um CHF 23,3 Mio. abgenommen. Die Abnahme ist im Wesentlichen auf bereits im Vorjahr vollständig abgeschriebene Anlagen zurückzuführen.

Umsatz und Deckungsdifferenzen

Im Geschäftsjahr 2022 beträgt der Nettoumsatz über alle Segmente CHF 987,1 Mio. und hat gegenüber dem Vorjahreswert von CHF 715,1 Mio. um CHF 272,0 Mio. zugenommen. Verantwortlich für den Anstieg sind höhere Tariferträge im Segment Netznutzung (CHF 115,1 Mio.), höhere Erträge aus Bilanzgruppen-Ausgleichsenergie im Segment Allgemeine Systemdienstleistungen (CHF 73,6 Mio.) sowie höhere Auktionserlöse zur Deckung der anrechenbaren Kosten des Übertragungsnetzes (CHF 74,6 Mio.). Basierend auf der Verfügung der ElCom vom 8. November 2022 wurden die vereinnahmten Auktionserlöse 2022 erstmals nicht nur dem Segment Netznutzung, sondern auch den Segmenten Allgemeine Systemdienstleistungen und Wirkverluste zugewiesen.

Im Geschäftsjahr 2022 resultierten aus der operativen Geschäftstätigkeit Netto-Unterdeckungen (kumulierte Unterdeckungen abzüglich kumulierte Überdeckungen) in der Höhe von CHF 370,7 Mio. (Vorjahr CHF 279,7 Mio.). Insbesondere in den Segmenten Allgemeine Systemdienstleistungen und Wirkverluste resultierten aufgrund der höheren Beschaffungsaufwände Unterdeckungen von CHF 346,9 Mio. respektive CHF 134,3 Mio. Per 31. Dezember 2022 besteht daher eine Netto-Unterdeckung von CHF 747,7 Mio. (Vorjahr CHF 326,3 Mio.).

EBIT, Finanz- und Unternehmensergebnis

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) aus den StromVG-Aktivitäten entspricht der Verzinsung des für den Netzbetrieb notwendigen Vermögens mit dem Kapitalkostensatz des aktuellen Berichtsjahrs (= WACCt+0), der Verzinsung der Deckungsdifferenzen mit dem WACCt+2 zuzüglich der Steuern. Die für das Geschäftsjahr 2022 massgebenden und vom Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) festgelegten Kapitalkostensätze betragen für 2022 (WACCt+0) 3,83% und für 2024 (WACCt+2) 4,13%. 2022 beträgt der EBIT CHF 125,2 Mio. und liegt CHF 79,1 Mio. unter dem Vorjahreswert von CHF 204,3 Mio. Der Finanzaufwand hat sich durch die weitere Teilrückzahlung von Wandeldarlehen zu Beginn des Jahres 2022 sowie der im Vorjahr aus der Netzübernahme resultierenden, zu entschädigenden Zinsen auf CHF 14,7 Mio. reduziert (Vorjahr CHF 53,5 Mio.). Das Unternehmensergebnis 2022 beträgt CHF 96,4 Mio. und liegt unter dem Vorjahresergebnis von CHF 106,2 Mio.

Bilanz und Geldflussrechnung

Die Bilanzsumme (ohne treuhänderisch geführte Positionen) hat sich im Vorjahresvergleich um CHF 314,7 Mio. auf CHF 3,836.5 Mia. erhöht. Die absolute Eigenkapitalbasis konnte durch das positive Unternehmensergebnis abzüglich der ausgerichteten Dividende weiter gestärkt werden. Die um die treuhänderisch gehaltenen Positionen bereinigte und die Deckungsdifferenzen netto berücksichtigende Eigenkapitalquote liegt per 31. Dezember 2022 bei 33,9% gegenüber 35,7% per 31. Dezember 2021. Die Abnahme der Eigenkapitalquote ist auf die höhere Bilanzsumme aufgrund der Zunahme der Deckungsdifferenzbestände sowie auf vorgezogene Refinanzierungen zur Deckung des Liquiditätsbedarfs zurückzuführen.

Der Geldfluss aus Geschäftstätigkeit weist 2022 mit CHF –149,3 Mio. gegenüber dem Vorjahr eine Abnahme von CHF 321,5 Mio. auf. Die Abnahme ist auf die hohen Beschaffungskosten aus den operativen Tätigkeiten zurückzuführen.

Swissgrid hat einerseits mit einem Brutto-Investitionsvolumen von CHF 257,4 Mio. erneut mehr realisiert als im Vorjahresvergleich. Anderseits haben auch die zum Erhalt und Ausbau des Übertragungsnetzes vereinnahmten Auktionserlöse zugenommen, weshalb 2022 ein Geldfluss aus Investitionstätigkeit von CHF –3,9 Mio. (Vorjahr CHF –203,9 Mio.) resultiert.

Zur Deckung des Liquiditätsbedarfs haben die Finanzverbindlichkeiten gegenüber dem Vorjahr um CHF 120,4 Mio. zugenommen. Abzüglich der bezahlten Dividende und den bezahlten Zinsen resultiert im Berichtsjahr ein Geldfluss aus Finanzierungstätigkeit von CHF 53,4 Mio. (Vorjahr CHF 104,2 Mio.).

Risikobeurteilung

Das Risk Management ist für Swissgrid integraler Bestandteil einer umsichtigen und effektiven Unternehmensführung. Es umfasst die gesamte Organisation ohne ihre Tochtergesellschaften und Beteiligungen und richtet sich nach den etablierten Standards ISO 31000 und COSO ERM.

Das Risk Management bei Swissgrid erfüllt die Anforderungen an die Corporate Governance sowie an die Schweizer Gesetze.

Ziele

Das Risk Management unterstützt die Führungskräfte auf allen Stufen im bewussten Umgang mit Risiken. Dazu gehören eine zweckmässige und transparente Berichterstattung sowie die Führung eines Risk-Management-Systems. Swissgrid pflegt den bewussten Umgang mit Risiken auf allen Ebenen des Unternehmens.

Organisation

Der Verwaltungsrat hat die Anforderungen an die Governance im Bereich Risk Management definiert und die Umsetzung an den CEO delegiert. Der Leiter Enterprise Risk Management führt den Risk-Management-Prozess, stellt die Methoden zur Verfügung und berät die operativen Einheiten bei der Risikosteuerung.

Prozess

Das Risk Assessment findet zweimal im Jahr statt. In einem mehrstufigen Prozess werden die wesentlichen Risiken identifiziert und beurteilt. Dieser Prozess beinhaltet die Bewertung der Risiken nach Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmass sowie die Definition der Strategien im Umgang mit Risiken.

Die Überwachung der Risiken, einschliesslich Wirksamkeit und Umsetzungsgrad der getroffenen Massnahmen, erfolgt durch regelmässige Risk Updates. Die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat erhalten die Ergebnisse aus den Risk Assessments und den Risk Updates in Form eines standardisierten Reportings.

Risikosituation

Mit dem Konflikt in der Ukraine und dem damit verbundenen Wegfall der russischen Gasimporte nach Europa sowie der geringen Verfügbarkeit der französischen Kernkraftwerke steigt das Risiko einer Strommangellage. Zusätzlich akzentuiert werden kann dieser Umstand durch eine anhaltende Trockenheit und eine «Dunkelflaute» in Europa, wo gleichzeitig keine Wind- und Photovoltaikproduktion vorhanden ist. Dies insbesondere in den Wintermonaten, in denen die Schweiz auf Stromimporte angewiesen ist.

Die in der Folge massiven Verwerfungen auf den europäischen Energiemärkten erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die angebotene Energiemenge ungenügend sein könnte. Um das Stromnetz stabil zu halten und es jederzeit mit der notwendigen Menge an elektrischer Energie zu versorgen, setzt Swissgrid mitunter auch im Auftrag des Bundes folgende Massnahmen zur Stärkung der Versorgungssicherheit um:

– Frühzeitige Beschaffung von ausreichend Regelenergie, um die Produktion und den Verbrauch von Energie im Stromnetz kurzfristig stets im Gleichgewicht zu halten.
– Temporäre Erhöhung der Betriebsspannung auf ausgewählten Strecken im Übertragungsnetz zur Erhöhung der Übertragungskapazität in Notsituationen.
– Schaffung von Energiereserven ausserhalb des Marktes (Wasserkraftreserve, für den Fall ausserordentlicher Knappheitssituationen und zusätzliche Energiereserve mittels Reservekraftwerken).
– Vorbereitung des Betriebes eines nationalen virtuellen Reservekraftwerkes aus Notstromaggregaten.

Neben dem erhöhten Risiko im Bereich der Versorgungssicherheit und der Finanzliquidität (siehe Abschnitt «Finanzielle Risiken») bleiben die bestehenden Risiken für Swissgrid weiterhin relevant. Die Treiber für diese Risiken sind Natureinflüsse, das nationale und internationale politische und regulatorische Umfeld sowie menschliche und technische Aspekte. Die Digitalisierung ermöglicht einen effizienteren Betrieb des Übertragungsnetzes, birgt aber auch Risiken für dessen Netz- und Systemsicherheit und damit für die Versorgungssicherheit, weil die Abhängigkeit von Systemen zunimmt.

Die im Rahmen der Coronapandemie getroffenen Massnahmen und die epidemiologische Entwicklung haben unterdessen zu einer Entspannung beim Risiko für die Gesundheit der Mitarbeitenden geführt, was sich auch positiv auf den Betrieb des Übertragungssystems auswirkt.

Die wesentlichen Risikofaktoren sind:

Europäisches und regulatorisches Umfeld

Die Rolle von Swissgrid bleibt auf nationaler sowie auf internationaler Ebene herausfordernd. Nach Abbruch der Verhandlungen zu einem Rahmenabkommen ist der Abschluss eines Stromabkommens in nützlicher Frist nicht zu erwarten. Daher wird das Schweizer Stromsystem zunehmend von wichtigen relevanten Prozessen für die Netzsicherheit in Europa ausgeschlossen. Dies führt zu höheren ungeplanten Stromflüssen über das Schweizer Netz und gefährdet mittelfristig die Systemstabilität und die Importfähigkeit. Darüber hinaus besteht die Gefahr eines Ausschlusses aus den europäischen Regelenergiekooperationen sowie aus ENTSO-E. Swissgrid entwickelt technische Lösungen und verhandelt privatrechtliche Verträge mit anderen Übertragungsnetzbetreibern zur Sicherstellung der Netzstabilität, ist aber hierbei auf Unterstützung seitens der Politik angewiesen. Der Erfolg ist nicht gesichert, weil es Aspekte auf politischer Ebene zu lösen gibt, die ausserhalb des Einflussbereiches von Swissgrid liegen. Privatrechtliche Vereinbarungen unter Übertragungsnetzbetreibern stellen langfristig keinen adäquaten Ersatz für ein Stromabkommen dar.

Versorgungssicherheit

Ein grossflächiger Versorgungsausfall würde zu enormen volkswirtschaftlichen Schäden führen. Daher muss Swissgrid das Übertragungsnetz für die Stromversorgung jederzeit verfügbar halten. Wichtige Voraussetzungen dafür sind eine intakte Netzinfrastruktur sowie die Verfügbarkeit von IT- und Kommunikationssystemen. Diese Voraussetzungen können unter anderem durch technische Probleme, Naturkatastrophen, Fehlmanipulationen und kriminelle Handlungen gefährdet werden. Swissgrid reduziert diese Risiken unter anderem durch Redundanzen und durch standardisierte Prozesse zur Behebung von Störungen an Netzanlagen und im Systembetrieb. Eine angemessene Aus- und Weiterbildung des Personals stellt sicher, dass die Mitarbeitenden situationsgerecht reagieren.

In der nahen Vergangenheit gab es mehrere herausfordernde Situationen im europäischen Stromsystem, die zu grossflächigen Versorgungsausfällen hätten führen können. Swissgrid hat im Rahmen der Kooperation innerhalb ENTSO-E in ihrer Rolle als Coordination Center South gemeinsam mit den anderen europäischen Übertragungsnetzbetreibern die Ereignisse untersucht und Massnahmen abgeleitet, um solche Situationen möglichst zu vermeiden bzw. besser bewältigen zu können.

Eine weitere Voraussetzung für die Versorgungssicherheit ist die Verfügbarkeit von Regel- und Redispatchleistung, um kurzfristige Abweichungen zwischen Produktion oder Verbrauch ausgleichen zu können bzw. Netzengpässen zu begegnen. Deswegen optimiert Swissgrid den Schweizer Markt für Systemdienstleistungen fortlaufend und kooperiert für die Erhöhung der Marktliquidität mit den Übertragungsnetzbetreibern der Nachbarländer.

Gegen physische Angriffe trifft Swissgrid Vorkehrungen, um ihre Infrastruktur zu schützen. Dies beinhaltet die Sicherung der Gebäude und Anlagen sowie die Steuerung und Überwachung der Zutritte.

Die Bedrohung durch Cyber-Attacken steigt kontinuierlich. Gründe dafür sind die Dynamik der technischen Veränderungen, die auch von potenziellen Angreifern genutzt wird, die zahlreichen Angriffsmöglichkeiten sowie die zunehmende unternehmensübergreifende Vernetzung von Systemen. Zur Reduktion dieses Risikos baut Swissgrid ihre Prozesse und Systeme für die frühzeitige Erkennung und die Abwehr von Cyber-Bedrohungen kontinuierlich aus.

Für den Extremfall, dass Infrastrukturen oder Systeme dauerhaft ausfallen oder die Regelfähigkeit des Netzes nicht mehr gegeben ist, hält Swissgrid Notfallprozeduren bereit.

Netzkapazität

Wichtige Arbeiten zum «Strategischen Netz 2025» bleiben geprägt von langwierigen Bewilligungsverfahren sowie zahlreichen Einsprachen. Dies erschwert die Beseitigung von Netzengpässen. Was die Bewilligungsverfahren betrifft, setzt Swissgrid vor allem auf den Dialog mit den Anwohnern. Da aber die Akzeptanz von Freileitungen teilweise tief ist, muss Swissgrid trotzdem mit Einsprachen und entsprechend verzögerten Bewilligungsverfahren rechnen.

Ein weiteres Risiko für die Netzkapazität besteht in der fortschreitenden Alterung bestehender Komponenten. Swissgrid erfasst daher systematisch den Zustand der Anlagen und plant die Erneuerungsmassnahmen entsprechend.

Personensicherheit

Der Betrieb und der Unterhalt der Höchstspannungsinfrastruktur von Swissgrid bergen Risiken für die Personensicherheit. Personen können sich beim Verrichten der Arbeit schwer verletzen. Um dieses Risiko zu minimieren, identifiziert Swissgrid systematisch die vorhandenen Gefahren, trifft zielgerechte Schutzmassnahmen, schult eigene Mitarbeitende und instruiert Mitarbeitende von Dienstleistern, damit sie Gefahren auf den Anlagen erkennen und entsprechend agieren. Systematische Kontrollen vor Ort tragen dazu bei, dass die Sicherheitsvorkehrungen auf den Baustellen eingehalten werden.

Finanzielle Risiken

Swissgrid ist durch ihre Tätigkeit verschiedenen finanziellen Risiken ausgesetzt. Dazu gehören Liquiditäts-, Fremdwährungs-, Zins- und Gegenparteirisiken.

Die finanzielle Abwicklung der vom Bund angedachten Massnahmen – insbesondere die Wasserkraftreserve sowie die Reservekraftwerke – können je nach finanziellem Volumen und Zeitpunkt dazu führen, dass Swissgrid diese Mittel, welche über die Tarifeinnahmen eingehen, zwischenfinanzieren muss. Swissgrid hat daher frühzeitig Massnahmen getroffen, um die Liquidität jederzeit gewährleisten zu können. Dies geschieht über eine intensivierte laufende Planung, die engmaschige Überwachung des Mittelbedarfs und die Erhöhung der Vorhaltung der Mindestliquidität sowie der kommittierten Bankkreditlinien.

Das Fremdwährungsrisiko wird durch natürliche Absicherungen und durch Devisentermingeschäfte gemindert. Die Absicherungsstrategie wird periodisch geprüft und bei Bedarf angepasst.

Durch die Staffelung der Laufzeiten und einen ausgewogenen Finanzierungsmix reduziert sich das Risiko von Zinsänderungen. Es können derivative Finanzinstrumente zur weiteren Mitigation eingesetzt werden.

Finanzielle Gegenparteien werden fortlaufend überprüft und mit individuellen Grenzwerten ausgestattet und überwacht. Operative Gegenparteirisiken werden regelmässig überwacht.

Zukunftsaussichten

Strategischer Ausblick

2023 lanciert Swissgrid die Strategie 2027 und startet damit eine neue, fünfjährige Strategieperiode. Die letzten zehn Jahre waren für das Unternehmen geprägt von der Überführung der Netze der früheren Eigentümer und der darauffolgenden Entwicklungs- und Konsolidierungsphase.

Für die neue Strategie definierte Swissgrid fünf eng miteinander verbundene, strategische Schwerpunkte. Vier Schwerpunkte bestanden bereits in der Strategie 2022: «Versorgungssicherheit», «Grid Transfer Capacity», «Operational Excellence» und «Safety & Security». Ergänzt werden diese durch den neuen Schwerpunkt «Innovation und Digitalisierung».

Eine umfassende Analyse der strategischen Handlungsfelder sowie detaillierte Informationen zu den fünf Schwerpunkten stehen unter Strategie 2027 zur Verfügung.

Forschung und Entwicklung

Damit Swissgrid ihre Aufgaben auch in Zukunft sicher und kostengünstig erfüllen kann, kooperiert Swissgrid mit nationalen und internationalen Forschungsinstitutionen. Das Projektportfolio ist auf die strategischen Ziele ausgerichtet und setzt sich aus internen Aktivitäten und aus Projekten zusammen, die in Zusammenarbeit mit Hochschulen und anderen Schweizer Partnern durchgeführt werden.

Finanzieller Ausblick

Netzinvestitionen

Mit Blick auf eine nachhaltige Energiezukunft und die im Bericht «Strategisches Netz 2025» vorgesehenen Massnahmen ist weiterhin mit einem hohen Investitionsbedarf zu rechnen. Nach wie vor stellen die Genehmigungen von neuen oder umzubauende Leitungen eine grosse Herausforderung dar. Daher wird in der finanziellen Planung eine geringere Realisierungswahrscheinlichkeit angesetzt, um den zeitlichen Verzögerungen angemessen Rechnung zu tragen. Entsprechend wird im mittelfristigen Planungshorizont von Netzinvestitionen in der Höhe von ca. CHF 200 Mio. bis CHF 290 Mio. jährlich ausgegangen.

Betriebskosten

Swissgrid setzte ihre im Frühjahr 2018 kommunizierte Strategie 2022 bis Ende Berichtsjahr erfolgreich um. Damit hat das Unternehmen eine solide Grundlage geschaffen, um mit der Strategie 2027 die Herausforderungen in einem sich stark wandelnden Energiesystem anzugehen. Die Umsetzung dieser Massnahmen bewirkt einen Anstieg der Betriebskosten.

EBIT und Unternehmensergebnis

Das EBIT ist entsprechend dem regulatorischen Geschäftsmodell direkt von der Höhe der BNV sowie des WACC abhängig. Der vom Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) kommunizierte WACC für das Jahr 2023 bleibt mit 3,83% unverändert zum Vorjahr. Folglich wird für das Jahr 2023 ein EBIT bzw. ein Unternehmensergebnis auf dem Niveau von 2022 erwartet.

In Übereinstimmung mit der durch den Verwaltungsrat genehmigten Dividendenpolitik werden die erwirtschafteten Gewinne in Abhängigkeit von der erreichten Eigenkapitalquote und der Finanzierungssituation langfristig anteilig thesauriert. Dadurch wird die langfristig stabile Finanzierung von Swissgrid sichergestellt.