Swissgrid hat vor drei Jahren das Internet-of-Things-Projekt Pylonian gestartet. Dabei wurden Sensoren auf Masten platziert, um Daten zu Mastvibrationen, Mastneigung, Temperatur und Sonneneinstrahlung zu sammeln. Mit diesen Daten überwacht Swissgrid den Zustand der Übertragungsmasten. Im Berichtsjahr hat Swissgrid weitere Sensortypen installiert, insbesondere Wetterstationen, die bei der Prognose der Produktionsleistung aus erneuerbaren Energiequellen helfen können. Darüber hinaus hat Swissgrid Sensorian implementiert, eine telekommunikations- und sensorunabhängige Plattform, die jede Art von Sensordaten skalierbar, sicher und flexibel auf unserer Datenplattform hostet. Zusätzlich simulierten die Experimente reale Ereignisse, um die gesammelten Daten mit potenziell gefährlichen Situationen zu verknüpfen. So kann das System mögliche Gefahrensituationen voraussagen, und die Mitarbeitenden von Swissgrid können frühzeitig Massnahmen einleiten, um Schäden an den Masten zu verhindern.
Jahresbericht
Jahresrückblick

IoT-Projekt: neue Sensoren und Szenarien für Überwachung der Masten

Swissgrid sichert Kooperation mit der Region «Core»
Die Schweiz ist neu Teil der Kapazitätsberechnungen für den grenzüberschreitenden Stromhandel in Zentraleuropa. Das verbessert zwar die Netzstabilität, ersetzt aber kein Stromabkommen. Swissgrid hat mit den Netzbetreibern der Region «Core», einem Zusammenschluss aus Ländern in Zentral- und Osteuropa, eine Einigung für die gemeinsame Koordination von grenzüberschreitenden Kapazitäten erreicht. Diese regelt auch die Berechnung der für den Stromhandel notwendigen Kapazitäten zwischen der Schweiz, Österreich, Deutschland und Frankreich. Bisher wurde das Schweizer Netz in der Planung des kurzfristigen Stromhandels (Day-Ahead), zum Beispiel zwischen Frankreich und Deutschland, nicht eingebunden. Dank der neuen Regelung mit der Region «Core» kann Swissgrid die Stromflüsse durch die Schweiz besser kontrollieren. Das erhöht die Netzstabilität.

Investitions-, Instandsetzungs- und Unterhaltskosten für das Netz im Jahr 2024
Swissgrid hat im Berichtsjahr 256,3 Millionen Franken in den Um- und Ausbau des Übertragungsnetzes investiert. Für die Instandsetzung und den Unterhalt des Übertragungsnetzes hat Swissgrid insgesamt 58,3 Millionen Franken ausgegeben. Zu den Instandsetzungsarbeiten gehören zum Beispiel das Auswechseln von Leiterseilen, die Revision von Leistungsschaltern, der Korrosionsschutz von Tragwerken, der Lawinenschutz oder auch die Instandsetzung der Anlagen nach einem Schadensereignis.

Strategisches Netz 2040
Das Stromnetz ist das Rückgrat einer sicheren und nachhaltigen Stromversorgung, es ist essenziell für Wohlstand und Lebensqualität in der Schweiz. Angesichts des wachsenden Strombedarfs und der zunehmend dezentralen, volatilen Energieerzeugung muss das Netz dringend weiterentwickelt werden. Swissgrid plant zusammen mit nationalen und internationalen Partnern in der Energiebranche das Netz der Zukunft. Im Sommer 2024 hat Swissgrid die Planung des Zielnetzes für das Jahr 2040 finalisiert und diesen Bericht der Elektrizitätskommission zur Prüfung übergeben. Der Prüfungsbericht und die anschliessende Publikation des Strategischen Netzes 2040 wird für Q2/2025 erwartet.

Neues Leitsystem für das Schweizer Hochspannungsnetz
Die Software, mit der Swissgrid das Schweizer Hochspannungsnetz steuert und überwacht, muss in den nächsten Jahren ersetzt werden, um den steigenden Herausforderungen des Netzbetriebs gerecht zu werden. Das neue Leitsystem besteht aus drei Hauptkomponenten: Das SCADA-System überwacht und steuert die Anlagen von Swissgrid, also die Unterwerke und das Höchstspannungsnetz. Das EMS-Core-System analysiert den Status der aktuellen Netzsituation und verschiedene Szenarien. Der EMS Case Builder erstellt diese Szenarien und visualisiert die Ergebnisse des EMS-Core, damit die Specialists System Operation in der Netzleitstelle mögliche Entwicklungen des Netzes voraussehen können.

Digitales Asset Management: mehr Effizienz bei Planung, Bau und Unterhalt
Swissgrid wird das Höchstspannungsnetz künftig digital verwalten, um Zuverlässigkeit, Kapazität und Effizienz des Netzes zu steigern. Ziel ist es, durch ein digitales Asset Management die Verfügbarkeit zu erhöhen und die Kosten zu senken. Dabei spielt die Digitalisierung eine zentrale Rolle: Mit einem digitalen Netzabbild (digitaler Zwilling) soll die gesamte Wertschöpfungskette – von der Planung über den Bau bis hin zum Betrieb – optimiert werden. Das Programm Asset Management 4.0 koordiniert die dahingehenden Projekte. Im Berichtsjahr wurden im Programm verschiedene Technologie-Entscheidungen getroffen. Unter anderem werden Software Lösungen eingesetzt, um die Asset-Daten effizient zu modellieren.

Digitales Asset Management: Mit Drohnen zu mehr Effizienz
Autonome Drohnen und künstliche Intelligenz unterstützen Swissgrid bei der Optimierung der Instandhaltung und beim Betrieb des Übertragungsnetzes. Beide Technologien digitalisieren das Asset Management. Drohnen werden für Leitungsinspektionen eingesetzt, um den Zustand des Netzes zu überwachen. Langfristig sollen Drohnen die Daten auch bei Erstinspektionen nach Störungen liefern, um Schäden schnell zu beurteilen, damit sofort Reparaturarbeiten eingeleitet werden können. Die Inspektionsbilder der Drohnen werden von Expertinnen und Experten geprüft. Um diesen Prozess zu optimieren, entwickelt Swissgrid mit anderen Netzbetreibern KI-Algorithmen, die potenzielle Schäden automatisch erkennen können. Drohnen bieten sicheren Zugang zu schwer erreichbaren Standorten und reduzieren den CO2-Fussabdruck im Vergleich zu herkömmlichen Methoden wie Helikopterflügen. Nach einer Vorstudie erarbeitet Swissgrid seit Mitte 2023 in einer zweijährigen Pilotphase die Grundlagen für einen möglichen breiteren Einsatz der Technologie.

Beschaffung der Wasserkraftreserve Winter 2024/2025
Swissgrid hat im Sommer im Auftrag der Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom) über eine Auktion die Wasserkraftreserven für den Winter 2024/25 beschafft. Diese Reserve dient der Sicherung der Energieversorgung der Schweiz und kann bei Bedarf von Februar bis Mai 2025 genutzt werden. Die Gesamtmenge beträgt 250 GWh zu einem Durchschnittspreis von 66,12 EUR/MWh. Die Ausschreibung erfolgte in drei Tranchen, wobei die ElCom die Gebote prüfte und genehmigte.

PV-Prognosen für die Netzstabilität
Basierend auf öffentlich verfügbaren Daten zu den in der Schweiz installierten PV-Anlagen erstellt Swissgrid mehrmals täglich Prognosen. Diese zeigen die erwartete PV-Produktionsleistung mit hoher regionaler und zeitlicher Auflösung. Die Daten werden für verschiedene Zwecke genutzt, beispielsweise, um Unausgeglichenheiten der Bilanzgruppen zu analysieren und diesen proaktiv entgegenzuwirken. Somit wird ein direkter Mehrwert für den Systembetrieb geschaffen. In einem nächsten Schritt sollen die Prognosen an weitere Anwendungen angebunden und zwecks Validierung mit PV-Messdaten verknüpft werden.

Sicherheit: Bewusstsein für den Betrieb kritischer Infrastruktur schärfen
Swissgrid betreibt das Schweizer Übertragungsnetz und trägt die Verantwortung für eine der kritischsten Infrastrukturen des Landes. Die Sicherheit der eigenen Mitarbeitenden hat dabei oberste Priorität, weshalb die persönliche Vorsorge im Fokus steht. Im Berichtsjahr war ein Schwerpunkt das sichere Verhalten im Strassenverkehr, sei dies bei der privaten Nutzung, auf dem Arbeitsweg oder bei geschäftlichen Fahrten. Jährlich werden Themenschwerpunkte in verschiedenen Bereichen der Sicherheitskultur festgelegt, um die Mitarbeitenden für deren Bedeutung zu sensibilisieren.

Cyber Security: Neue Führungsstruktur stärkt die Informationssicherheit
Im Rahmen der Umsetzung der Domänenstrategie Cyber Security 2027 wurde im Berichtsjahr eine neue Führungsstruktur für die Informationssicherheit etabliert. In allen operativen Bereichen wurden Expertinnen und Experten für Informations- und Cybersicherheit ernannt. Sie werden aktiv in die Cybersicherheitsprozesse eingebunden. Diese Fachkräfte gewährleisten in Projekten und im täglichen Betrieb der Fachabteilungen, dass die Anforderungen an die Informations- und die Cybersicherheit frühzeitig berücksichtigt werden. Durch diese Initiative kann Swissgrid die Anforderungen an Information- und Cybersicherheit kontinuierlich und proaktiv adressieren.

Human Ressources: Kompetenz auf hohem Niveau
Swissgrid hat die für die erfolgreiche Umsetzung der Strategie erforderlichen Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden definiert und ihr Kompetenzniveau durch eine 360-Grad-Beurteilung erhoben. Die Erhebung hat gezeigt, dass das Kompetenz Niveau auf einem erfreulich hohen Stand ist und keine generellen Massnahmen zur Steigerung erforderlich sind. Individuelle Entwicklungsbedürfnisse werden im Rahmen von persönlichen Entwicklungsplänen adressiert.

Human Ressources: Schutz der persönlichen Integrität
Swissgrid nimmt ihre Verantwortung als attraktive Arbeitgeberin wahr und hat den Schutz der persönlichen Integrität am Arbeitsplatz als Fokusthema definiert. Mitarbeitende und Führungskräfte wurden im Hinblick auf Prävention und Verhalten sowie Verfahren bei einer allfälligen Verletzung der persönlichen Integrität speziell geschult. Ein Augenmerk lag auf der Eigenverantwortung jeder und jedes Einzelnen.

Human Ressources: Mitarbeitendenumfrage zeigt Steigerung in allen Bereichen
Eine Umfrage unter allen Mitarbeitenden von Swissgrid zeigte erneut ein erfreuliches Resultat. Zum einen war die Teilnahmequote sehr hoch. Zum anderen konnte Swissgrid die Ergebnisse gegenüber der Umfrage von 2022 in allen Bereichen steigern. Besonders erfreulich ist die erneute Steigerung der «echt zufriedenen» Mitarbeitenden, die deutlich über dem Vergleichsmarkt liegt. Swissgrid führt diese Mitarbeitenden Umfrage alle zwei Jahre durch.

Neuste SAP-Generation ausgerollt
Das Projekt ERP Way Forward ersetzte das bisherige SAP-System von Swissgrid durch die neuste Generation des SAP-ERP-Systems. Swissgrid hat das Projekt im Frühling 2024 erfolgreich abgeschlossen. Es wurden unterstützende SAP-Cloud-Dienste eingeführt, die die Hauptfunktionen erweitern. Swissgrid konnte die gesamte Systemlandschaft vereinfachen. Verschiedene Zusatzsysteme, beispielsweise eine Planungs- und Analysesoftware, sind nun in die Standardfunktionen integriert. Swissgrid hat durch diese Vereinheitlichung die Basis geschaffen, damit ein Grossteil der Geschäftsprozesse in einem einzigen System abgebildet und weitgehend digitalisiert werden kann.

Zusammenarbeit zwischen den Netzbetreibern
Mit der Energiewende nimmt die Anzahl dezentraler, flexibler Energieressourcen im Netz zu. In der Schweiz ist die Zahl der PV-Anlagen massiv gestiegen. Auf Seite der Verbraucher fallen vor allem Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen ins Gewicht. Um diese flexiblen Ressourcen für den stabilen Netzbetrieb koordiniert einsetzen zu können, entwickelt Swissgrid mit Branchenpartnern einen gemeinsamen Markt für Netz- und Systemdienstleistungen. Nach einem ersten Pilotprojekt mit Fokus auf den Datenaustausch (Phase A) wurde das Konzept in der Phase B wie geplant bis Ende 2024 überarbeitet. In der folgenden Phase C wird das verbesserte Konzept mit Fokus auf die Marktprozesse und mit einer Kombination aus Simulation und realen Daten getestet.

Erneuerung der Unterwerke Mettlen und Lachmatt
Das Unterwerk Mettlen im Kanton Luzern ist ein wichtiger Knotenpunkt für die Versorgung der Zentralschweiz. Damit die Anlage auch den künftigen Anforderungen des Netzes gerecht wird, modernisierte Swissgrid die Transformationsanlage von 380 auf 220 Kilovolt. Anstelle des bestehenden 600-MVA-Transformators wurden zwei neue 800-MVA-Transformatoren gebaut. Damit konnte die Transformatorenkapazität mehr als verdoppelt werden. Mittels Schwertransporten von jeweils über 200 Tonnen wurden im Frühling die einzelnen Elemente des ersten Transformators geliefert, der im September 2024 in Betrieb genommen wurde.
Im Unterwerk Lachmatt im Kanton Basel-Landschaft, das für die Versorgung des Grossraums Nordwestschweiz einen wichtigen Knotenpunkt darstellt, hat Swissgrid im Mai 2024 die Bauarbeiten für die Modernisierung der 380-kV-Schaltanlage und die Erweiterung mit einem Kuppeltransformator gestartet.

Netzprojekt Mörel-Ulrichen: Montage der Leiterseile abgeschlossen
Die 380 kV-Leitung zwischen Mörel und Ulrichen wird neu gebaut. 2024 hat Swissgrid zwischen Mörel-Filet und Ernen die Montagearbeiten und den Einzug der Leiterseile abgeschlossen. Gemäss der heutigen Projektplanung ist die Inbetriebnahme frühestens Ende des Jahres 2026 möglich, wenn das neue 65-kV-Unterwerk Ernen von Valgrid betriebsbereit ist. Die Leitung ist wichtig, damit der Strom aus Walliser Wasserkraft auch vollumfänglich abtransportiert werden kann.

Vorlage «Netzexpress» für schnellere Leitungssanierungen
Eine Höchstspannungsleitung hat eine Lebensdauer von rund 80 Jahren. Rund zwei Drittel des Übertragungsnetzes sind heute zwischen 50 und 80 Jahre alt. Weil die Gesamterneuerung von Freileitungen vielfach ein Sachplanverfahren erfordert, vergehen vom Beginn der Planung bis zum Bau der Leitung oft 15 Jahre oder mehr. Um diese Planungsverfahren abzukürzen, hat der Bundesrat im aktuellen Berichtsjahr die Vernehmlassung zu einer Gesetzesvorlage für den Aus- und Umbau der Stromnetze abgeschlossen. Der sogenannte «Netzexpress», der 2025 vom Parlament behandelt wird, sieht vor, dass beim Ersatzneubau von Höchstspannungsleitungen auf bestehenden Trassen kein Sachplanverfahren mehr notwendig ist. Das würde die Planungsdauer um rund die Hälfte verkürzen und hätte damit einen positiven Einfluss auf die Stabilität des Schweizer Übertragungsnetzes.

Netzprojekt Bickigen–Chippis: Verzögerung trotz abgewiesener Beschwerden
Wie beim Netzprojekt Mörel – Ulrichen steht auch bei Bickigen – Chippis der Transport der Energie aus der Wasserkraft im Fokus. Sie wird im Wallis produziert und zu einem beträchtlichen Teil im Mittelland gebraucht. Deshalb braucht es eine Spannungserhöhung von 220 auf 380 Kilovolt auf der Gemmileitung zwischen dem Unterwerk Bickigen im Kanton Bern und Chippis im Wallis. Allerdings verzögert sich der Ausbau auch hier um mindestens weitere zwei Jahre. Zwar hat das Bundesverwaltungsgericht im Januar 2024 die Beschwerden mehrheitlich abgewiesen, allerdings wurde das Plangenehmigungsdossier zur Prüfung möglicher Lösungsvarianten zur zusätzlichen Lärmreduktion ans Bundesamt für Energie zurückgewiesen.

Sehr hohe Verfügbarkeit des Übertragungsnetzes
Im vergangenen Berichtsjahr gewährleistete Swissgrid eine Verfügbarkeit des Übertragungsnetzes von über 99,9% (Vorjahr ebenfalls über 99,9%).
Der Netzbetrieb erwies sich im Berichtsjahr als herausfordernd. Grosse Schneereserven führten zu einer hohen Stromproduktion aus Wasserkraft. Am 30. Juni 2024 verzeichnete Swissgrid einen rekordhohen Export von 8794 MW. Im Juni, Juli und August 2024 waren die Schweizer Spotpreise erstmals tiefer als die deutschen. Europaweit dominierten hohe Exporte aus Frankreich und Importe nach Deutschland. Besonders im Sommer führten diese Faktoren, kombiniert mit Stilllegungen von Netzelementen für Bau- und Wartungsarbeiten, zu Engpässen im Schweizer Netz, die den Einsatz grosser Mengen Redispatch-Energie erforderlich machten.
Swissgrid verzeichnete eine Zunahme von Abweichungen der Netzfrequenz von der Sollfrequenz von 50 Hertz. Die Ursache waren vor allem Abweichungen zwischen der tatsächlich produzierten PV-Energie und den Prognosen der unteren Netzebenen. Deshalb wurden mehrfach koordinierte Verfahren der europäischen Übertragungsnetzbetreiber angewendet. Als Coordination Centers arbeiten Swissgrid und der deutsche Übertragungsnetzbetreiber Amprion zusammen, um die Frequenz europaweit im Normbereich zu halten.