
Adrian Bult, Präsident des Verwaltungsrats, und Yves Zumwald, CEO
Sehr geehrte Leserinnen und Leser
Der sichere und stabile Betrieb des Übertragungsnetzes ist die Kernaufgabe von Swissgrid. 2024 konnten wir eine Verfügbarkeit von über 99,9 Prozent gewährleisten. Wie bereits in unserer Strategie 2027 thematisiert, nehmen die Herausforderungen mit fortschreitender Transformation des Stromsystems allerdings zu.
So hat im Berichtsjahr der grenzüberschreitende Stromhandel in Europa zu mehr Transiten geführt, die unsere Netzinfrastruktur belasteten. Wir waren deshalb vermehrt gezwungen, die verfügbaren Kapazitäten an den Landesgrenzen zu reduzieren, um das Schweizer Netz stabil zu halten. Swissgrid war aber auch wiederholt mit grossen Unausgeglichenheiten innerhalb der Schweiz konfrontiert. Die Kapazitäten für die Stromproduktion aus Photovoltaik sind mittlerweile so gross, dass Abweichungen zwischen den Prognosen der Stromproduzenten und der Produktion in Echtzeit Auswirkungen auf die Frequenz haben. Swissgrid musste im Berichtsjahr mehrmals kurzfristig grosse Mengen an Regelenergie abrufen, um das Netz stabil zu halten. Die Kosten gehen zulasten der Stromkonsumentinnen und -konsumenten.
Diesen Herausforderungen begegnet Swissgrid in enger Zusammenarbeit mit den Partnern der Branche und mit innovativen Lösungen. Mit dem Projekt «PV-Forecasting» erstellt Swissgrid beispielsweise mehrmals täglich Prognosen zur Photovoltaik-Produktion mit hoher regionaler und zeitlicher Auflösung. Sie erlauben die Analyse allfälliger Unausgeglichenheiten von Bilanzgruppen und die Definition von Gegenmassnahmen.
Im Bereich der Netzinfrastruktur hat Swissgrid wichtige Etappenziele erreicht. Im Unterwerk Mettlen konnten wir einen neuen Transformator in Betrieb nehmen, im Unterwerk Lachmatt starteten die Arbeiten für die Modernisierung der 380-kV-Schaltanlage und die Erweiterung mit einem Kuppeltransformator. Das Netzprojekt Mörel – Ulrichen ist mit dem Einzug von Leiterseilen zwischen Mörel-Filet und Ernen einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Zudem hat Swissgrid den technischen Endbericht zum «Strategischen Netz 2040» fertiggestellt und der Elcom zur Prüfung übergeben. Das Übertragungsnetz ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Energiezukunft. Allerdings gefährden lange Bewilligungsverfahren dessen rechtzeitige Modernisierung. Wir begrüssen deshalb die Bestrebungen des Bundesrats, mit der «Netzexpress»-Vorlage die Verfahren zu beschleunigen.
Ein Erfolg waren auch der Abschluss der Verhandlungen mit den Übertragungsnetzbetreibern der Kapazitätsberechnungsregion Core und die Genehmigung der Methodik durch die entsprechenden Regulierungsbehörden. Das lindert zwar die Situation der ungeplanten Lastflüsse an der Nordgrenze, ist aber kein Ersatz für ein Stromabkommen zwischen der Schweiz und der EU. Deshalb begrüsst Swissgrid den erfolgreichen Abschluss der entsprechenden Verhandlungen.
Im Frühling 2024 hat Swissgrid den ersten integrierten Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht vorgelegt und ein besseres Rating erzielt. Das freut uns und ist für uns gleichzeitig Verpflichtung zur Weiterentwicklung. Auch das Thema Nachhaltigkeit ist in der Strategie 2027 verankert. Klimaziele sind ein zentraler Bestandteil. Der von uns definierte CO2-Absenkungspfad sieht vor, die Emissionen bis 2030 um 50 Prozent und bis 2040 um 90 Prozent zu reduzieren. Auch Negativemissionstechnologien sollen zum Einsatz kommen.
Die Herausforderungen bleiben bestehen. Swissgrid hat sich entsprechend aufgestellt, um diesen auch in Zukunft erfolgreich zu begegnen.